Nachdem hier schon der Wunsch nach einer regeren Teilnahme geäußert wurde, möchte ich hier mal ein Thema zur Diskussion stellen, mit dem jeder mal konfrontiert wurde, und regelmäßig konfrontiert wird.
Im Profisport ist es ein Phänomen, das häufig auftritt: Diese Menschen, die unglaublich von sich selbst überzeugt sind. Sagt man ja auch vielen Schachweltmeistern nach, kann ich aber als Quasi-Outsider ganz schlecht selbst beurteilen.
Im Zusammenhang damit ein paar Leitfragen:
1. Wo hört eine positive Selbstsicherheit auf, wo fängt Überheblichkeit an?
2. Eure eigenen Erfahrungen mit einem solchen Wesenszug in eurer Schachlaufbahn, oder auch in anderen Sportarten. (Bitte ohne Namensnennungen, das soll kein Verleumdungsthread sein, wo wilde Gerüchte entstehen) GANZ WICHTIG HIER: Gefühle, Empfindungen, wenn man z.B. am Schachbrett sitzt und dem Gegner die Selbstverliebtheit aus allen Poren zu quellen scheint...
3. Kommt die Arroganz immer mit dem Erfolg?
4. Sind Kinder und Jugendliche stärker betroffen? Wie kann man sie als Elternteil/Trainer/Lehrer/Mannschaftskamerad/Freund auf dem Weg zum fairen Sportler und angenehmen Zeitgenossen unterstützen, korrigieren? Ist man selbst überheblich, wenn man das will?
5. Wie geht man im konkreten Einzelfall von "Allüren" damit um?
6. Sind Mädchen eigentlich gar nicht betroffen??? (Ist manchmal so mein Gefühl )
7. (vor allem an die mit mehr Lebenserfahrung, als ich habe) Wurde das Problem in den letzten Jahren/Jahrzehnten eurer Meinung nach eher größer oder kleiner?
8. Quizfrage: Wozu könnte es effektiv sein, ein arrogantes Selbstbild künstlich aufzubauen? Warum sollte man trotzdem davon absehen?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich Arroganz für eine Art von Krankheit halte. In einer ausgeprägten Form kaum heilbar, da sie dann den kompletten Charakter eines Menschen dominiert, und er sein komplettes Selbstkonzept über Bord werfen müsste, um wieder auf den Teppich zu kommen. Und dafür müsste man ja erst mal zugeben, dass man eine Schwäche hat - eine Sackgasse?
(ich möchte übrigens klarstellen, dass ich keinerlei wissenschaftliches Hintergrundwissen zu dem komplexen Thema habe. Mich interessieren Meinungen, Alltagserfahrungen, andere Gedanken - Raus mit der Sprache
*** Das beweisen wir jetzt alle gemeinsam. Jeder schreibt eine Zeile, und das Ergebnis ist Staatseigentum.
ein interessantes Thema und ich hoffe, dass ich nichts wichtiges auslasse. Das ganze hat finde ich sehr viel mit Selbstreflexion zu tun. Wenn jemand sich selbst reflektiert, wird er auch Stärken an sich feststellen. Die braucht man nicht zu verleumden, die kann man durchaus benennen. Das ist für mich die positive Selbstsicherheit. Überheblichkeit beginnt dann, wenn man die eigenen Grenzen nicht mehr erkennt. Wer seine Grenzen kennt weiß, dass er auf die Hilfe anderer immer angewiesen sein wird. Ein sehr starker überheblicher Spieler kennt vielleicht seine Stärken, aber nicht seine Schwächen. Die Ursache könnte im Nischenerfolg liegen: Wer eine große Stärke hat, braucht sich mit seinen Schwächen nicht auseinander zu setzen, weil er durch seine Stärke zu größtem Erfolg gelangt. Wer dagegen viele kleinere Stärken und viele kleinerer Schwächen besitzt, wird ständig mit seinen Schächen konfrontiert. Wenn er diese nich verdrängt, wird er nicht so schnell zur Überheblichkeit neigen.
Oftmals ist es aber auch ein Zeichen von Minderwertigkeitsskomplexen. Das ist das Paradoxe: Die Menschen, die von großem Selbstzweifel geplagt sind, verdrängen den vielleicht besonders stark und reden sich selber viel größere Stärken ein, als sie tatsächlich besitzen, damit sie an sich selber glauben können. Wenn jemand zum Beispiel an sich selber verzweifelt, weil er schachlich nie an die 2000 DWZ heran kommt, wird sich selber einreden, wie unglaublich gut er ist und die Fehler verdrängen. Diesen Wesenszug habe ich in jungen Jahren an mir selber rückblickend festgestellt und wurde dann durch einige harte Erkenntnisse wieder auf den Boden der Tatsache zurück geholt.
Wie man im Einzelfall damit umgeht, kann ich nicht sagen. Weil ich mich mit jedem einzelnen solchen Menschen erst einmal auseainander setzten müsste. Die Ursachen können wie erwähnt unterschiedliche sein.
Jugendliche sind mehr auf der Suche nach sich selber. Ich glaube, erfolgreiche Jugendliche sind in der Tat mehr davon betroffen, aber bei denen habe ich auch noch mehr Verständnis dafür - eben weil sie noch auf der Suche nach sich selber sind.
Das Problem gab es immer schon - siehe Alexander der Große. Diesen Wesenszug habe ich durchaus auch bei Frauen bzw. Mädchen kennen gelernt, allerdings fällt mir auf schachlicher Ebene niemand dazu ein.
Das einzige was ich noch dazufügen kann ist das es Personen gibt, welche so Arroganz sind, dass man selber Arroganz zeigen kann, ohne das es diese Person stört. Manchmal kann man dann auch nur so mit ihnen reden!!